Der SOK-Landeslehrgang (Stiloffenes Karate im KDNW) beim Verein Yamabiko in Leverkusen lässt sich wahrscheinlich am besten mit diesem Satz überschreiben: „Die Naturgesetze gelten auch für Karateka, lass sie uns dynamisch nutzen“. Den als kostenlosen Dan-Vorbereitungslehrgang angekündigten Samstagnachmittag am 25. Oktober 2025 leiteten Werner Höner-Girnstein und der stellvertretende SOK-Koordinator Peter Sienko (beide 7. Dan).
Neuroathletik bedeutet, etwa die Beinstellungen bei der Vorwärtsbewegung zu analysieren und daraus für die Karate-Stände und -Schritte zu verbessern. Das vermittelte Werner Höner-Girnstein, der Trainer beim Karate-Do Overath ist, unter anderem im ersten Teil des vierstündigen Lehrgangs. Das Ziel war es, dynamischer, schneller zu werden, die Kraft optimal einzusetzen. Die Folge: Über Jahrzehntelang geübte, statische Bewegungsmuster wurden in seinem Training hinterfragt.
Ein Beispiel: In vielen Schulen galt und gilt die Lehrmeinung, dass die Ferse beim Vorwärtsgehen nicht angehoben werden darf. „Das behindert uns aber”, so Werner, „und dynamisch ist es auch nicht.“ Schneller werde man, wenn man sich die Mechanik beim Gehen anschaue und den hinteren Fuß wie ein Sprinter beim Start einsetze – dann komme auch die Ferse hoch. Hierzu passt der Spruch, mit dem Werner seine Einheit begann: „Dan-Träger sein, ist die Lizenz zum selbst denken.‟
Schnell – und vor allem gesund für die Gelenke sollen die Techniken ausgeführt werden, auch darauf zielte der Lehrgang ab. Werner sagte, er habe selbst in seiner langen Karate-Geschichte erfahren, manche Anforderungen in den Karate-Ständen könnten je nach individueller Anatomie ungesund sein. Zum Beispiel der Kiba-Dachi, der vorschriftsmäßig ausgeführt, langfristig Probleme in den Sprunggelenken bedeuten könne. Shiko-Dachi sei, so Werner, für ihn der bessere Stand. Gesünderes Karate sei möglich. Einen Großteil seiner Übungseinheit nahm eine fortgeschrittene Interpretation der Grundtechniken ein: Die Ausholbewegung einer Blocktechnik kann schon die eigentliche Abwehr sein, die Blocktechnik wiederum kann Angriff werden.
Peter Sienko ist, wie Werner Höner-Girnstein, von Beruf Ingenieur, vielleicht deshalb interessieren ihn Fragen von Krafterzeugung (Hüfte) und Reaktionszeit. Ein Versuch zeigt: Eine Spielzeugpistole in Reichweite schlägt jeder weg, bevor der Abzug gedrückt werden kann. Die Psychologie spielt eine bedeutende Rolle, das zeigt im Lehrgang ein drastischer Versuch Sienkos: Auf eine neutrale Pratze schlägt eigentlich jeder ohne Hemmung, aber wenn das Bild eines Gesichts darauf ist, liegt die Sache gleich ganz anders.
Übersinnliche Ideen und Personenkult lehnen beide als ausgesprochene Praktiker ab. Je mehr man Selbstverteidigung im Karate trainiert, desto mehr spielt auch die Kenntnis der Vitalpunkte eine Rolle. Das ist keine Neuheit, auf Okinawa beschäftigte man sich schon vor über 100 Jahren damit, so Sienko. Ganz einfach gesagt, seien das die Stellen im Körper, auf denen ein Schlag besonders weh tue oder andere unangenehme Körperreaktionen erzeugt würden.
Die SOK-Lehrgangsreihe in Leverkusen soll fortgesetzt werden.
Text und Fotos: Ralf Krieger
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