Verwirrt. Unbeholfen. Das sind meine beiden Hauptgefühle, wenn ich eine neue Karate-Kata lerne. Versteh mich nicht falsch, ich LIEBE es, zu lernen. Aber manchmal… Da wünschte ich, es ginge schneller! Ging es DIR schonmal genauso? Das hoffe ich, denn heute verrate ich dir drei wirkungsvolle Tricks, mit deren Hilfe du eine neue Karate-Kata schneller lernen kannst, egal, wie kompliziert sie auch ist. Ich benutze diese Gedächtnishilfen selbst und sie funktionieren einwandfrei. Klingt gut? Also los!
1. Licht, Kamera, Action!
(Filme!)
Jeder besitzt ein Smartphone. Selbst Karate Nerds™ wie wir. Warum also nimmst du nicht auf, wie du die Kata machst?
(Oder noch besser: Du filmst deinen Lehrer. Aber vorher um Erlaubnis fragen!)
Versuch, deine Kata aus verschiedenen Blickwinkeln aufzunehmen und in verschiedenen Geschwindkeiten. Vergiss nicht, auch Hinweise einzusprechen für die schwererkennbaren Details und besonders wichtigen Stellen.
Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft mein Smartphone mich gerettet hat.
Ich habe unendlich viel Karate-Kram gefilmt.
Wenn du während des Trainings nicht filmen darfst, mach es hinterher. Du kannst das sogar zu Hause machen, aber beeil dich, damit die Kata noch frisch in deinem Gedächtnis ist.
Jetzt kommt der Clue an der Sache…
Du kannst deinen selbstgedrehten Kata-Film überall und jederzeit anschauen!
Schau noch mal rein, während du auf den Bus wartest, beim Mittagessen, bevor du schlafen gehst, während du dir die Zähne putzt oder sogar, wenn du auf dem Klo sitzt… die Möglichkeiten sind grenzenlos!
Jedes Mal, wenn du dir die Kata anschaust, prägt sie sich besser in dein Gedächtnis ein.
Also pack dein Smartphone aus und fang an zu filmen!
Es ist so einfach! Und wirkungsvoll.
2. Stift, Papier & Geduld
(Mach‘ notizen!)
Sieh mal… Wenn du schon Zeit, Geld und Mühe investierst, um eine neue Kata zu lernen, ist das mindeste, was du tun kannst, dir ein paar Notizen zu machen.
Respektiere deine Hektik!
Das ist nicht mal so schwer. Alles, was du brauchst, ist diese moderne Technologie namens „Stift und Papier“.
Kritzel einfach die Grundbewegungen der Kata hin.
Wenn du Zeit hast, fügst du ausführlichere Erklärungen von wichtigen Details hinzu.
Klar, sich Notizen zu machen, klingt für einige von euch zu offensichtlich, aber glaubt mir, ich kenne Unmengen von Leuten, die sich nie Notizen machen, wenn sie etwas Neues lernen. Die müssenja ein unglaubliches Gedächtnis haben! 😉
Das Schöne daran, sich Notizen zu machen, ist: Selbst wenn du sie niemals wieder liest, das bloße Niederschreiben der Kata hilft dir dabei, dass du sie dir besser merken kannst. Das hält jahrelang!
Aber natürlich dauert Schreiben etwas länger als Filmen.
Aber das ist es wert! Und es kostet nichts!
3. Stärke deine neuromuskulären Verbindungen
(Visualisiere!)
Zu guter Letzt…
Visualisiere deine neue Kata.
Denn wir bleiben viel zu oft im logischen Denken und in der Routine verhaftet.
Das ist ok, wenn man sich Einkauflisten merken soll.
Aber wir wollen ja eine neue Kata lernen – da muss schon etwas mehr her.
Wir brauchen eine Visualisierung.
Die Sportpsychologie hat den Nutzen der Visualisierung (oder mentalen Vorstellungskraft) in unzähligen Studien belegt.
Die Resultate wirken fast wie Zauberei.
Jedes Mal, wenn du deine Kata visualisierst, werden die neuromuskulären Bahnen, die mit der Kata-Bewegung verknüpft sind, in Körper und Geist gestärkt.
Du schmierst so buchstäblich die Kata-Rädchen in deinem Gehirn-Getriebe.
Das ist wie Training ohne Training!
Hier zwei einfache Vorschläge zur Visualisierung:
a) Innere Perspektive – also stell dir vor, wie du die Kata aus deinem Blickwinkel siehst, wenn du sie machst.
b) Externe Perspektive – also stell dir vor, wie du die Kata von außerhalb deines Körpers siehst, als Zuschauer.
Welche Variante funktioniert besser? Das ist individuell sehr verschieden. Probier beides mal aus! (Ich persönlich mische beide Ansätze.) Visualisierung kann am Anfang schwer fallen, aber je mehr du übst, desto einfach wird es.
Und das war‘s schon.
Drei einfache Tricks, die funktionieren, um sich eine neue Kata schneller zu merken.
Filmen, Notizen machen und visualisieren.
Und dann: Üben, üben, üben.
Denn: Nichts, das sich zu haben lohnt, fällt einem in den Schoß, oder?
Viel Glück!
Text: Jesse Enkamp, aus dem Englischen übersetzt von Eva Mona Altmann
Über den Autor:
KARATEbyJesse ist vielen Karateka ein Begriff. Dahinter verbirgt sich der Schwede Jesse Enkamp, Mitglied der Kata-Nationalmannschaft und Inhaber eines eigenen Dojos, der sich mit interessanten und gut recherchierten Artikeln zum Karate und angrenzenden Themenbereichen sowie mit ansprechenden Videos von Turnieren und Lehrgängen im Internet einen Namen gemacht hat. Neben der Webseite www.KARATEbyJesse.com betreibt er auch einen YouTube-Kanal und ist bei facebook, twitter & Co. vertreten. In der Vergangenheit waren seine Beiträge nur mit genügend Englischkenntnisse zugänglich. Aber mit freundlicher Genehmigung des Autors erscheinen seit Mitte 2014 ausgewählte Artikel in der deutschen Übersetzung von Eva Mona Altmann (Dipl.-Übers.) beim KDNW. Wir freuen uns sehr über diese grenz- und sprachübergreifende Kooperation mit Jesse Enkamp!