Herzlichen Glückwunsch, Thomas – Shara Hubrich ist Vizeweltmeisterin geworden! Wie war ihre WM?
Sie hat wieder einmal gezeigt, zu welchen Leistungen sie fähig ist und dieses erfolgreiche Jahr für sich perfekt beendet. Wenn man sich im ersten Kampf die Schlaghand bricht und dennoch ins Finale bei einer WM einzieht, so können wir alle nur den Hut vor Shara ziehen. Im Finale hat sie gegen die Japanerin im Kampfrichterentscheid 3:2 verloren. Viele haben Shara sogar vorne gesehen, aber dennoch: Mit diesem Handicap eine solche Leistung zu präsentieren, kann nicht oft genug erwähnt werden!
Wie bewertest du das Abschneiden der übrigen deutschen Kumite-Auswahl?
Das Karriereende von Jana Messerschmidt und Noah Bitsch und die unglückliche Verletzung von Jonathan Horne bei Olympia sind so leicht und besonders jetzt für eine WM nicht zu kompensieren. Bei den Herren waren junge Sportler am Start, die mehr Erfahrung benötigen, aber sie haben sich gestellt und ihr Bestes gegeben. Leider konnten die Damen die Leistungen der erfolgreichen EM nicht wiederholen. Dennoch kommt es immer darauf an, wie man verliert und hier haben alle maximal gekämpft bis zum Schluss. Unterm Strich war es keine erfolgreiche WM für Deutschland, aber unsere Mannschaft ist auf einem guten Weg und ich mache mir für die Zukunft keine Sorgen!
Mit Luca Weingötz war neben Shara noch ein weiterer Karateka aus dem KDNW aufgestellt – wie hat er sich mit dem Kumite-Team präsentiert?
Luca hat im Team seinen Job gemacht und auch er muss noch seine Erfahrungen auf solchen Top-Events sammeln. In der Vergangenheit hat er schon gezeigt, dass er es kann, er muss nur noch stabiler werden und an sich glauben.
Für dich war es nach 17 Jahren als Bundestrainer deine letzte Weltmeisterschaft – wie hat sich das angefühlt?
Ich habe mir während der Meisterschaft keine Gedanken darüber gemacht und war fokussiert wie immer. Die Anspannung bei einer WM ist so groß, da ist kein Platz für weitere Gefühle.
Trittst du mit dem berühmten lachenden und weinenden Auge ab?
Mit einem klaren lachenden Auge, denn ich durfte in dieser Zeit fantastische Charaktere kennenlernen und trainieren. Zusätzlich war die Zeit sehr erfolgreich, auch wenn es schwierige Phasen gab, aber mein persönlicher Rückblick ist durchweg positiv. Da ich das Ende meiner Tätigkeit selbst entschieden habe, kann ich zufrieden mit meiner Arbeit sein.
Was wirst du am meisten vermissen?
Die extremen Gefühle, die bei einer Meisterschaft aufkommen, denn diese sind der Motor für die tägliche Arbeit. Auch werden mir die Sportlerinnen und Sportler fehlen, da ich immer sehr fasziniert davon war, wie sie sich entwickeln und ich ein Teil davon seien durfte.
Werden dir die vielen Auslandsdienstreisen fehlen? Hast du mitgezählt – wieviele Länder hast du bereist?
Meine große Landkarte ist mit Stecknadeln reichlich gespickt, aber gezählt habe ich nicht. In vielen Ländern war ich mehr als einmal. Ich habe tolle Orte gesehen und ich danke dem Sport für diese Möglichkeit, aber alles hat seine Zeit.
Wenn du dich entscheiden müsstest – was war dein schönster Moment als Bundestrainer?
Eine brutale Frage und wahnsinnig schwer zu beantworten, denn ich habe viele schöne Momente erlebt und möchte sie nicht gegeneinander aufwiegen. Unerwartete Erfolge waren immer die schönsten und davon gab es zum Glück einige.
Und was war dein lustigstes oder skurrilstes Erlebnis?
2008 bei der Weltmeisterschaft im Finale gegen Spanien im Damen-Team kam es zum Entscheidungskampf und ich ging zu Maria Weiß und sagte ihr: „Für unseren Sieg musst du mit zwei Punkten Vorsprung gewinnen.“ Ihre Antwort hatte ich so noch nie gehört und auch später nie wieder, denn sie sagte zu mir „Mach dir keine Sorgen, Thomas – ich mach das schon.“ Und wir sind Weltmeister geworden. Daran denke ich noch heute.
In deiner Funktion als Landestrainer und Dojoleiter des USC Duisburg bleibst du uns aber erhalten, oder?
Keine Ahnung, welchen Weg ich in der Zukunft noch gehen werde, aber Karate wird immer mein Begleiter bleiben.
Und was machst du mit dem Plus an Zeit, das dir jetzt zur Verfügung steht? Gibt es schon neue Ziele und Projekte?
Oh, da gibt es einiges, das in der letzten Zeit auf der Strecke geblieben ist! Im privaten wie auch im beruflichen Bereich gibt es viele Sachen, die ich aufholen und nachholen muss.
Viel Erfolg und Freude dabei! Danke für das Gespräch!
Vielen Dank und ich wünsche uns allen, 2022 wieder zur Normalität zurück kehren zu können!
Interview: Eva Mona Altmann
Foto: Brigitte Kraußer, DKV
(ema)