Interview mit Peter Trapski (9. Dan): „Karate ist eine Schule fürs Leben!“

Nach einstimmigem Beschluss der Bundesversammlung wurde Peter Trapski (PSV Essen) im Dezember 2019 der neunte Dan verliehen. Ein schöner Anlass für ein (Online-) Interview mit ihm!

Lieber Peter, herzlichen Glückwunsch zum neunten Dan! Was bedeutet diese Graduierung für dich? Wie hast du die Verleihung empfunden? Und hättest du lieber eine praktische Prüfung abgelegt?

Praktische Prüfungen auf diesem Level halte ich für überflüssig – eine neue Entwicklung in Deutschland. 70- bis 80-jährige Prüflinge werden von gleichaltrigen Prüfern geprüft? Das ist weder in Japan noch anderswo üblich! Die technische Reife eines Meisters, der über so lange Zeit Karate-Do praktiziert, sollte da schon abgeschlossen sein. Auf diesem Abschnitt des Do steht die Lehre im Mittelpunkt seines Schaffens. Ich habe nie den neunten Dan angestrebt. Im Gegenteil: Mein Team hatte ich ausdrücklich gebeten, einen solchen Antrag nie zu stellen! Diese Auszeichnung sollte einigen wenigen vorbehalten bleiben. Unser KDNW-Präsident Rainer Katteluhn überraschte mich dann doch, als er während meines Trainings zusammen mit alten Weggefährten die Auszeichnung des DKV überbrachte. Natürlich habe ich mich sehr gefreut, besonders, weil es wirklich eine Überraschung war! Stolz bin ich darauf, dass die Bundesversammlung einstimmig die Verleihung beschlossen hat. Ja, diesen DKV habe ich mitgegründet und mitgestaltet. Zuletzt und aktuell mit dem Wertekonzept, welches mir sehr am Herzen liegt.

Wie lange machst du schon Karate? Und wie bist du dazu gekommen?

Als Jugendlicher habe ich einige Jahre geboxt. Karate war in den 1960ern noch nicht so bekannt. Gerade hatte ich mich beim PSV im Judo angemeldet, als ein japanischer Karate-Meister im Auftrag des Deutschen Judo Bundes in den Judo-Vereinen Karate vorstellte. Der Funke sprang gleich über und wenig später habe ich dann schon die Karate-Abteilung im PSV Essen gegründet.

Was bedeutet dir Karate?

Karate gehört zu meinem Leben – wie meine Familie, mein Beruf und andere Dinge, die meine Begeisterung wecken.

Wie oft trainierst und unterrichtest du heutzutage?

Ich unterrichte montags die Trainerinnen, Leistungsträgerinnen und Fortgeschrittenen. Die restliche Woche benötige ich, um meinen Freund, den Körper, auf dem Level zu halten, der es mir erlaubt, den nächsten Montag wieder zufriedenstellend zu absolvieren. Leider war das Karate-Training in den frühen Jahren nicht immer gesundheitsförderlich.

Karate ist….

…eine Schule fürs Leben!

Welche Stilrichtung trainierst du?

Ich habe 30 Jahre Shotokan unter verschiedenen Meistern trainiert. Im Jahr 1999 gründete ich als erster eine sogenannte „kleine Stilrichtung“ im DKV: Shoto Ryu. „Shoto“ steht für die mittlere und kurze Distanz. Diese Schule legt den Fokus auf die Selbstverteidigung im klassischen Sinn. Meine Erfahrung über die Jahre war immer, dass dies die Einstiegsmotivation der Menschen war, die Karate lernen wollten.

Erzähl uns etwas über deinen Verein!

Wir haben circa 600 Mitglieder. Die Zahl der Schwarzgurte beträgt etwa 25. Unser Honbu-Dojo liegt wunderschön im Essener Stadtwald, eingebettet in einen japanischen Garten, den wir selbst angelegt haben. In den Außenbezirken und in Mülheim unterrichten wir in Turnhallen und Privaträumen.

So viele Mitglieder – was ist euer Erfolgsgeheimnis?

Zu unserem Erfolgsgeheimnis gehört sicherlich, dass wir den Grundsatz der Motivation in jeder Stunde anwenden: „Wie bringe ich meine Schüler*innen dazu, dass sie das, was sie tun sollen, auch gerne tun?“ Von Herz zu Herz – „Ishin Denshin“. Wenn das gelingt, hat man glückliche und dankbare Karateka!

Welches waren deine schönsten Karate-Momente?

Es waren nicht die Siege bei Meisterschaften, denn der Applaus verklingt, die Trophäen verstauben und die Sieger sind bald vergessen. Die wirklichen Höhepunkte sind die Menschen, denen ich begegnet bin, die bei mir Karate gelernt haben. Einige von ihnen kommen seit 20, 30 oder 40 Jahren. Angefangen als Kinder oder Jugendliche zeigen sie heute ein exzellentes Karate und trainieren immer noch zwei bis drei Mal pro Woche. Mittlerweile sind sie selbst Meister auf dem Do des Karate geworden. Im Beruf sind sie in verantwortlicher Position. Wenn sie dann sagen, dass Karate ihnen oft geholfen hat, dann meine ich, mehr kann man nicht erreichen. Karate ist dann ein Teil von dir!

Welche Lehrer und Weggefährten haben dich besonders beeindruckt?

Gilbert Gruss hat mich sehr geprägt. Er war lange Bundestrainer bei uns und hat das europäische Karate für großgewachsene Menschen wie kein anderer neu gestaltet. Mike Foster aus den USA konnte mich immer wieder mit seiner klaren und bestechenden Technik begeistern. Hiroshige Taguchi hat mich in Japan die versteckten Rafinessen des Karate gelehrt. Unsere gemeinsamen Trainingsstunden waren ein großes Erlebnis.

Welchen Ratschlag würdest du einem Anfänger mit auf den Weg geben?

Hinterfrage dich ständig! Warum machst du Karate? Geht es dir um Selbstdarstellung oder Selbsterfahrung? In einer Welt der Selbstdarsteller, komme hin zur Selbsterfahrung! Das gilt auch für fortgeschrittene Karateka!

Welche Ziele hast du dir für die Zukunft noch gesteckt?

Ab und zu bitte ich meinen Freund, den Körper, um Verzeihung für manches Mal, da ich es übertrieben habe mit der Schinderei. Ich erfreue mich an jeder Karate-Stunde mit ihm!

Möchtest du sonst noch etwas sagen?

Zur Zeit erleben wir gemeinsam eine Krise, die auch unseren Karate-Alltag auf den Kopf stellt. Dieser Virus verändert so manches auf unserem Planeten! Deshalb denkt daran: „Die alten Meister lassen die Dinge ruhig geschehen. Sie formen die Ereignisse, während sie auftreten.“

Danke dir für das Interview und alles Gute!

Interview: Eva Mona Altmann
Foto: Anne Hellmann
(ema)

Peter Trapski (9. Dan)
Peter Trapski (9. Dan)

Die nächsten Termine:

april

20apr9:0012:00Stilrichtungslehrgang Kempo: Kobudo - SaiWesel, Petristr.

20apr(apr 20)9:0021(apr 21)14:30AusgebuchtTrainer:innen- C – Ausbildung, Breitensport - Teil 2Hachen, Sportschule

20apr11:0013:00AbgesagtABGESAGT: Stilrichtungslehrgang ShotokanBudokan Bochum e. V.

20apr11:0014:30SV-Lehrgang mit L. BinderUnna, Sporthalle Massen

27apr10:0014:00Prüfer:innenlehrgang Wado-RyuDüsseldorf, Turnhalle Brehmschule

28apr10:0018:00Landesmeisterschaft Jugend, Junior:innen, u21Oberhausen, Willi Jürissen Halle

Ähnliche Artikel:

Menü
X