Liebe Karatesportlerinnen und Karatesportler in NRW,
heute schreibe ich Euch an, weil es wesentliche Änderungen bei der Verfahrensordnung gegeben hat. Insbesondere für Prüfungen ab dem 6. Dan ändern sich künftig die Regeln.
Diese Änderung ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Außerdem wird viel darüber diskutiert, ohne dass Beteiligte möglicherweise genaue Kenntnis der Regelung haben. Deshalb möchte ich Euch umfassend informieren und meine Sicht der Dinge darstellen.
Ihr erhaltet mit diesem Newsletter auch die neue Verfahrensordnung und die Kriterienkataloge für Dan-Prüfungen ab dem 6. Dan und für die Vergabe von A-Prüfer-Lizenzen. So könnt Ihr Euch ein eigenes Bild davon machen.
Verfahrensordnung (PDF, Stand 06.03.2023)
Kriterienkatalog Dan-Prüfungen ab 6. Dan (PDF, Stand 06.03.2023)
Kriterienkatalog Dan-Prüfungen ab 6. Dan (XLTX, Stand 06.03.2023) – korrigierte Version
Kriterienkatalog für A-Prüferlizenzen (PDF, Stand 06.03.2023)
Kriterienkatalog für A-Prüferlizenzen (XLTX, Stand 06.03.2023)
Zentraler Punkt bei den Prüfungen ab dem 6. Dan (und damit für einige auch der Hauptpunkt für Kritik) ist die Tatsache, dass künftig bestimmte Punktwerte erreicht werden müssen, um für eine Prüfung zugelassen werden zu können. Es gilt der Kriterienkatalog.
Ich kann die Aufregung darüber bei einigen Aktiven nicht wirklich nachvollziehen. Auch bisher war der 5. Dan die letzte Prüfung, die allein auf sportlichen Leistungen beruhte.
Auch bisher gab es keinen Automatismus bei der Zulassung zu höheren Prüfungen. „Verdienste um das Karate“ sollten nachgewiesen werden. Da diese „Verdienste“ aber nirgendwo genau aufgeführt waren, kam es in den Stilrichtungen und im SOK zu sehr unterschiedlichen Bewertungen in der Sache.
Entsprechend kam es zu einer unterschiedlich hohen Zahl von Dan-Trägerinnen und Dan-Trägern, bezogen auf die Zahl der im jeweiligen Stil Aktiven.
Die „Verdienste um das Karate“ sind jetzt von der DKV-Bundesversammlung (mit einer Zustimmung von rund 80 Prozent!) in einem nachvollziehbaren Katalog zusammengefasst worden. Dieser Katalog ist – nach meiner Bewertung – sehr ausgewogen, vernünftig angelegt und er berücksichtigt auch ein mögliches Engagement im Karate in seiner ganzen Breite.
Alle aus meiner Sicht relevanten Aktivitäten finden sich dort wieder. Was nicht ausdrücklich aufgeführt ist, kann auf einem separaten Bogen aufgeführt werden und wird berücksichtigt.
Als Präsident des KDNW kann ich den Kriterienkatalog nur begrüßen. Es wird darin alles „belohnt“, was wir als Verband gern haben. Kampfrichter/-innen, aktive Dojoleiter/-innen, Referenten/-innen, Lizenzinhaber/-innen, Ausrichter/-innen von Meisterschaften, erfolgreiche Wettkämpfer/-innen etc.
Diese Liste könnte ich jetzt fortsetzen. Ihr könnt auch einfach in den Kriterienkatalog schauen, dann wisst Ihr, was ich meine.
Im Shotokan gibt es schon länger einen Kriterienkatalog für hohe Prüfungen. Entsprechend ist die Zahl der hohen Dan-Träger/-innen dort nicht so hoch, wie in anderen Bereichen.
Das finde ich auch nicht schlimm. Verdienste um das Karate wollen eben erworben werden. Dafür müssen Aktive beizeiten auch außerhalb des eigenen Dojos aktiv werden und – im Idealfall – etwas für den Verband und damit für die Karate-Allgemeinheit tun.
Die Prüfungsordnung hat nie vorgesehen, dass das Erfüllen der Wartezeit und der möglicherweise milde Blick von Verantwortlichen den Weg zu hohen Dan-Graden öffnen sollen.
Ich will nicht verhehlen, dass die Meinungen über die neue Verfahrensordnung im KDNW und auch im geschäftsführenden Präsidium geteilt und teils kontrovers waren. Das Shotokan hat die Reform von Anfang an unterstützt. Das NRW-Goju Ryu und das Koshinkan waren beispielsweise dagegen. Das SOK war erst dafür und dann dagegen.
Letztlich hat eine Mehrheit im geschäftsführenden Präsidium entschieden, der Reform zuzustimmen. Wir befinden uns damit in guter Gesellschaft.
Die Bundesstilrichtungsreferenten aller Stilrichtungen und vom SOK waren dafür und haben die Reform vorangetrieben. Die im DKV organisierten Länder haben allen Änderungen jetzt mit einer Quote von rund 80 Prozent zugestimmt.
Die hohe Zustimmung in der Bundesversammlung macht deutlich, dass die Reform sehr breit getragen wird und gewollt ist. Die großen Bundesländer waren alle dafür!
Man kann über alle Kriterien immer diskutieren. Betroffene werden die Kriterien, die ihnen liegen, möglicherweise schätzen und andere Kriterien, die sie nicht erfüllen können oder wollen, als viel zu hoch bewertet oder überflüssig betrachten. Das liegt in der Natur der Sache.
Solche Entscheidungen sind immer ein Kompromiss und in diesem Fall finde ich persönlich, dass der Kompromiss gelungen ist.
Wenn Ihr jetzt Punktwerte berechnen wollt, dann müsst Ihr neben die GRAUEN Felder in den Tabellen klicken. Dann erscheint eine Zahl und die könnte ihr dann in dem Feld verankern. Die Summe ergibt sich am Ende der Tabelle.
Die Tabellen sind gewöhnungsbedürftig und man muss sich einen Moment mit ihnen beschäftigen. Sie sind an einigen Stellen auch (noch) nicht vollständig.
So gibt es die Punktwerte für ausgerichtete Meisterschaften (Bezirks- und Landesmeisterschaften sind da gleichwertig) pro ausgerichteter Meisterschaft.
Das gilt auch für die Ausrichtung von Deutschen Meisterschaften.
Weiter werden staatliche Ehrungen im Zusammenhang mit dem Karate (z. B. Bundesverdienstkreuz oder Landesorden) ebenfalls mit Punkten bewertet.
Es wird noch viele Fragen zu den neuen Ordnungen geben. Das ist ganz normal bei großen Reformen. Am Ende spielt sich dann alles ein. Zurückgedreht wird dieses Rad nach meiner Bewertung aber nicht mehr.
Wichtig für die Aktiven, die bereits Zulassungen zu hohen Dan-Prüfungen haben: Sie müssen die Punktwerte nicht nachweisen, denn für sie gilt ein Bestandsschutz.
Weitere Fragen können wir gern auf dem Verbandstag am 6. April besprechen. Ich freue mich auf Euren regen Besuch dort.
Viele Grüße
Rainer Katteluhn

(sv)