KDNW-Vizepräsident Rainer Katteluhn (7. Dan) im Interview: „Ich liebe Karate.“

Herzlichen Glückwunsch, Rainer – du hast in Bremen bei der WM die Prüfung zum siebten Dan bestanden! Was bedeutet diese Graduierung für dich?
2015 mache ich seit 40 Jahren Karate. Irgendwie war da die Zeit reif, den siebten Dan zu machen und die Weltmeisterschaft in Bremen war dafür ein schöner Rahmen.
Höhere Dan-Grade können ja auch ohne praktische Prüfung verliehen werden. Warum war es dir wichtig, tatsächlich anzutreten?
Weil ich als A-Prüfer gerne auch mal wieder vor dem Prüfungstisch stehe, um die Realität nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade als Prüfer sollte man nicht vergessen, wie es sich anfühlt, Prüfling zu sein.

Wie sah deine Prüfungsvorbereitung aus?
Ich habe mich ein Jahr lang gezielt auf die Prüfung vorbereitet, im Schnitt fünf Mal pro Woche trainiert, größtenteils hier im eigenen Dojo. Im letzten halben Jahr dann war ich zusätzlich einmal pro Woche bei Bernd Milner im Training.

Neben deinem eigenen Karate-Training bist du Dojoleiter im Karate-Dojo Gelsenkirchen-Buer, seit 2012 Vizepräsident des KDNW, leitest einmal monatlich das Training der Shotokan-Schmiede – das sind viele Tätigkeitsfelder im Karate. Wie viel Zeit beansprucht das unter der Woche und wieviele Wochenenden über das Jahr verteilt?
Fünf Mal pro Woche stehe ich auf jeden Fall im Dojo. An den Wochenenden kommen dann die Shotokan-Schmiede und Lehrgänge dazu, außerdem Meisterschaften, die ich besuche. Rund 30 Wochenenden bin ich im Jahr unterwegs.

Warum machst du das? Was ist deine Motivation?
(Überlegt kurz.) Ich liebe Karate (lächelt). Karate liegt mir am Herzen. Ich gehe mit Herzblut daran. Sonst würde man das so nicht machen.

Und wenn du mal nicht Karate machst – wie verbringst du deine Freizeit?
Ich bin begeisterter Motorradfahrer. Außerdem fahre ich gerne Fahrrad. Gucke Fußball auf Schalke. Oder mache auch einfach mal gar nichts Besonderes, sondern entspanne mich.

 

Kannst du dir ein Leben ohne Karate vorstellen?
Wenn es meine Gesundheit erlaubt, möchte ich bis an mein Lebensende Karate machen. Zwei Wochen Urlaub ohne Karate – da werde ich schon unruhig.

Wie hat denn alles seinen Anfang genommen? Also wie bist du zum Karate gekommen? Erzähl uns ein bisschen davon.
Meinen Anfängerlehrgang habe ich 1975 gemacht. Natürlich inspiriert durch die Eastern-Film-Welle damals: Bruce Lee, David Carradine usw. Ich hatte einen Freund, Dieter Steinegg, seines Zeichens Vize-Weltmeister, der hat Karate gemacht und ich bin ein paar Monate später dazugestoßen.

Hier im Karate-Dojo Gelsenkirchen-Buer?
Genau. Ich war immer Mitglied hier. Zwar habe ich auch zehn Jahre bei Hideo Ochi trainiert, in Bottrop, in Bochum… aber das hier war immer mein Heimatverein.

Seit wann besteht der Verein?
Der Verein wurde 1970 gegründet, fünf Jahre später kam ich als Anfänger hierher und seit 1979 oder 1980 war ich dann selbst Trainer.

Wieviele Mitglieder habt ihr?
Rund 150. Etwa 40 von ihnen sind Schwarzgurte.

Es fällt auf, dass eure Mitgliederstruktur gut durchmischt ist – ihr habt junge Karateka und ältere Karateka und eine hohe Frauenquote. Wie kann man so etwas erreichen?
Das ist eine gute Frage (überlegt). Ich glaube, man muss das Training verändern und anpassen. Bei Jugendlichen muss man lockerer sein – mehr Sport, Athletik. Bei den Älteren, den Jukuren, lässt man es ruhiger angehen, konzentriert sich mehr auf die Techniken, auf Kata, auf gesundheitsfördernde Gymnastik, Rückenschule und, und, und…

Karate – Kampfkunst oder Kampfsport?
Das soll jeder für sich entscheiden.

Kata oder Kumite?
Beides! Damals im Landeskader habe ich zwar Kumite gemacht, aber ich mag beides.

Du warst also selbst als Wettkämpfer aktiv?
Ja. Ich war sechs Jahre im Landeskader NRW, habe an mehreren Deutschen Meisterschaften und auch internationalen Turnieren teilgenommen.

Hast du eine Lieblingstechnik, die du besonders gut und besonders gerne machst?
Früher (lacht) hatte ich einen schnellen Kizami-Zuki und schnelle Mawashi-Geris. Aber wie gesagt – früher (lacht).

Hast du eine Lieblingskata?
Nein, habe ich nicht. Ich mache eigentlich alle gerne.

rainer katteluhn 7 dan 2Du bist ja im Shotokan beheimatet – hast du jemals darüber nachgedacht, die Stilrichtung zu wechseln?
Also jetzt nach 40 Jahren bestimmt nicht mehr. Aber dass ich beim Shotokan gelandet bin, das war natürlich purer Zufall. Mein Wohnort liegt nur fünf Kilometer entfernt und wäre hier kein Shotokan-, sondern ein Goju-Ryu- oder Shito-Ryu-Dojo gewesen, dann würde ich heute Goju-Ryu oder Shito-Ryu machen und nicht Shotokan. Das war also reiner Zufall und das ist sicher bei den meisten Karateka so oder so ähnlich. Und egal welche Stilrichtung – letztlich machen wir ja alle EIN Karate. Vielleicht noch eine kleine Anekdote dazu: Im Wettkampf-Kumite sieht man ja gar keinen Unterschied – ich habe jahrelang zusammen mit Horst Nehm, unserem heutigen KDNW-Geschäftsführer, gekämpft, ohne zu wissen, dass er Goju-Ryu macht (lacht).

Sind dir auf deinem Karate-Weg Menschen begegnet – Lehrer, Schüler, Weggefährten – die dich besonders geprägt oder beeindruckt haben?
Da fallen mir zuerst Hideo Ochi, Franz Bork, Bernd Milner und Thomas Nitschmann ein. Das sind die wichtigsten, aber es gibt natürlich noch viele andere – alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen.

Gibt es konkrete Vorbilder?
Nein, Vorbilder eigentlich nicht. Mich beeindrucken Karateka, die schon lange dabei sind, wobei der Erfolg dabei für mich nicht das Entscheidende ist, sondern mehr, dass sie ihren eigenen Karate-Weg verfolgen und verwirklichen.

Was hat dich Karate fürs Leben gelehrt?
Disziplin. Zielstrebigkeit. Ehrlichkeit. Freundschaften zu pflegen.

Welche Ziele hast du persönlich noch im Karate für die Zukunft?
Unser langjähriger KDNW-Präsident Ulrich Heckhuis wird 2015 sein Amt abgeben und ich möchte gerne die Nachfolge antreten.

Was wünschst du dir für die Zukunft für den KDNW – was liegt dir besonders am Herzen?
Wir haben viele hohe Dan-Träger und erfahrene Karateka in den Dojos, die ich gerne an einen Tisch holen möchte. Ich denke, es gibt viel voneinander zu lernen. Sicherlich kann man nicht immer allen Wünschen gerecht werden, aber dasGespräch und der Austausch untereinander sind wichtig. Eine Brücke zu schlagen zwischen Breiten- und Leistungssport, zwischen den verschiedenen Stilen, das liegt mir am Herzen.

Danke für das Gespräch!

Interview und Fotos: Eva Mona Altmann

Die nächsten Termine:

april

27apr10:0014:00Prüfer:innenlehrgang Wado-RyuDüsseldorf, Turnhalle Brehmschule

28apr10:0018:00Landesmeisterschaft Jugend, Junior:innen, u21Oberhausen, Willi Jürissen Halle

mai

04mai10:0022:00Cologne OpenKöln, Gesamtschule Stresemannstraße

10mai(mai 10)19:3011(mai 11)7:30Krefelder Kata-NachtKrefeld-Zentrum

11mai16:3017:30Mitgliederversammlung der Stilrichtung GOJU-Ryu im KDNWKamen, Schulzentrum, Halle 2, erstes Drittel

18mai10:0014:00SOK-Lehrgangsreihe SelbstverteidigungBottrop, Grundschule Schürmannstraße, Zugang über Straße Lichtenhorst

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