Aus unseren Dojos: Okinawa: Eine beeindruckende Reise in das ostasiatische Paradies – Teil II

Aus unseren Dojos

Ein weiteres für uns ganz besonderes Erlebnis war das Training bei Tetsuhiro Hokama Hanshi, Träger des zehnten Dan im Goju-Ryu Karate-Do sowie im Kobudo und Begründer des einzigen Karate-Museums überhaupt sowie Präsident der Okinawa Gojuryu Kenshi Kai Karatedo Kobudo Association. Er lernte aus der direkten Schülerlinie von Miyagi Chojun und Higaonna Kanryo. Hokamas Meister waren Seiko Higa und Chiyokutani Irashi, die von Miyagi lernten, sowie Seiken Tokuyama, der sein persönlicher / direkter Meister war. Und nun lud er uns zu einer Trainingsstunde ein!

Vorher hatten wir uns an das Okinawa Karate Bureau gewendet und Miguel Da Luz, Supervisor der Organisation, hatte den Kontakt zu Hokama Hanshi vermittelt.
Als wir auf Okinawa eintrafen, erhielten wir eine persönliche telefonische Einladung des Meisters. Michael und ich – beide Träger des zweiten Dan im Goju-Ryu Karate-Do – machten uns also neugierig auf den Weg zum Dojo in Nishihara, 25 Autominuten von Naha entfernt.
Da uns zuvor in Deutschland berichtet worden war, wie streng das Training in Japan sei, betraten wir das Dojo voller Ehrfurcht. Doch alles kam anders! Ein lachender 70 Jahre alter Meister begrüßte uns fröhlich in gebrochenem Englisch in seinem mühevoll aufgebauten Dojo. Er gab uns – ganz im europäischen Stil – die Hand und zeigte uns, wie sehr er sich über unseren Besuch freute. Hokama Hanshi, der jedes Jahr in viele Länder reist, um sein Wissen zu vermitteln, gab sich also ganz anders als erwartet. Zunächst lud er uns zu einer Teezeremonie ein, bei der wir traditionellen japanischen Tee tranken sowie  – für uns seltsam schmeckenden – getrockneten Fisch aßen. Dabei stellte er uns einige Fragen über unser Training und unsere Herkunft und erzählte uns dann von sich. Ein weiterer Gast aus den Niederlanden stieß dazu und unser privates Training konnte beginnen.

Hokama Hanshis tägliches Training morgens um 10 Uhr und fast jeden Abend um 20 Uhr vollzieht er auch, wenn keine Gäste oder eigene Schüler dabei sind.
Das Aufwärmtraining bestand aus Dehnübungen und Lockerungen sowie Übungen mit einem Nunchaku und war ausgiebig.
Danach – und das war unser persönliches Highlight – fragte Hokama Hanshi nach unseren Wünschen. Und dann zeigte er uns tatsächlich versteckte Bunkai mehrerer Kata sowie effektive Partnerformen.
Zuvor zeigte er uns seine Sammlung von Tierbildern, die über der Eingangstür hingen. Er erwähnte, dass es für ihn das Wichtigste sei, sich in die Tiere hineinzuversetzen und deren Verhalten auf das Menschliche zu übertragen. Dabei demonstrierte er uns u.a. an einem Holzstamm im Dojo, wie er diese Art verinnerlicht und lebt, indem er sich wie eine Schlange um den dicken Stamm schlang. Anschließend führte er uns diese Formen am Partner vor. Er wendete effektive und schockartige Techniken an, die wir nie zuvor gesehen hatten. Mit den Vitalpunkte arbeitete er kurz und prägnant. Wir beide – als seine Übungspartner – ahnten regelrecht den Schmerz, der damit zugefügt werden kann. Aber – und dies ist besonders beeindruckend gewesen: Wir spürten die Effektivität, wurden aber nicht verletzt! An dieser Stelle wurde uns wieder mal bewusst: Karate beginnt und endet mit Respekt.
Seine natürliche Art, sich zu bewegen – ab von den traditionellen Ständen in der Kata – war zudem äußerst beeindruckend.
Sein lebenslanges Training brachte ihm noch andere Erkenntnisse, wie er uns verriet. Das wichtigste sei, und dies gelte stellvertretend auch für das Goju-Ryu (frei nach seinen Ausführungen übersetzt): „Gegensätze ziehen sich an. Sofern dein Gegner mit harten, starken Techniken angreift, entgegne ihm weich und sanft. Nutze die Schnelligkeit und die richtige Atmung, um den Gegner mühelos außer Gefecht zu setzen.“
Die Stunde endete mit Kobudo-Training.
Eine zweite Einheit folgte zwei Tage später und wir konnten noch mehr lernen und erfahren.
Über das Training mit einem Meisters auf Okinawa, der das traditionelle Karate-Do lebt, könnte ich natürlich noch viel mehr berichten – ebenso wie über die faszinierende Insel.
Das traditionelle Okinawa offenbart Geheimnisse, die für uns im westlichen Europa aus Erzählungen überhaupt nicht zu erahnen sind. Neue gewaltige Eindrücke aus Natur, Tradition und Kampfkunst erwarten einen dort. Beeindruckend war für uns auch die Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Offenheit der Japaner.
Wer selbst eine Reise nach Okinawa plant, darf gerne mit uns Kontakt aufnehmen, Fragen stellen und Adressen erhalten. Die besten Reisemonate für Okinawa sind März und April sowie der September. Dann ist die Erdbeben- und Taifungefahr am geringsten und das Klima angenehm. Abzuraten ist von einer Reise im Sommer.
Jedem Karateka können wir Okinawa nur empfehlen – für uns war es definitiv nicht die letzte Reise in dieses Paradies!

Text und Fotos: Stefanie Gans

Teil I der Reportage…

Die nächsten Termine:

oktober

04okt12:0016:45Multiplikatorenausbildung Kobudo - Modul IIIKall

11okt(okt 11)9:0012(okt 12)14:30AusgebuchtAUSGEBUCHT: Trainer:innen- C – Ausbildung, Breitensport - Teil 4Hachen, Sportschule

12okt10:0014:30Stilrichtungslehrgang Goju-RyuRheine, Sportpark des TV Jahn-Rheine 1885 e.V.

17okt(okt 17)18:0019(okt 19)16:00Ausbildung Gesundheitstrainer:in - Teil 1BSC Oberhausen

18okt10:0012:00Wahl des/der SOK-Koordinators:inBonn, Finkenhofschule

18okt10:0015:002. Prüferlehrgang SOKBonn, Finkenhofschule

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