Rund 30 A-Trainer/innen aus dem ganzen Bundesgebiet reisten am 20. Juli 2014 zur Weiterbildung bei Dr. Jürgen Fritzsche nach Siegburg. Der Lehrreferent des Deutschen Karateverbandes hatte zu dem Thema „Training und Planung WM 2014“ in die Räume des Sportcenters Taisho Siegburg eingeladen. Das gastgebende Team von KDNW-Landestrainer und -Leistungssportreferent Thomas Prediger sorgte engagiert für den organisatorischen Rahmen des Lehrgangs.
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“, zitierte Fritzsche eingangs Albert Einstein und spielte damit auf die Periodisierung im Wettkampftraining an. Es sei kritisch zu hinterfragen, ob die traditionelle Periodisierung mit wenigen Phasen von höchster Leistung für das Karate überhaupt zielführend sei, so Fritzsche.
„Der A- oder B-Kader-Athlet im DKV bestreitet etwa zehn Turniere im Jahr. Da ist ein Trainingsaufbau mit wenigen Leistungsgipfeln nur möglich, wenn die Nominierung zu den Top-Turnieren gesichert ist“, erklärte der DKV-Lehrwart. Anderenfalls bestehe die Gefahr, dass die Qualifizierung zur WM oder EM durch Niederlagen in Phasen weniger hoher Leistungsfähigkeit verspielt werde.
Laut Fritzsche könne die klassische Periodisierung nicht als ein wissenschaftlich gesichertes System betrachtet werden. Auf Anordnung des Diktators Stalin war im Russland der 50er Jahre durch Befragung von erfolgreichen Trainern ermittelt worden, welche Methoden sie anwendeten. „Aus den Ergebnissen wurde dann ein System entwickelt, denn Russland sollte erfolgreicher im internationalen Sport werden.“
„Werden – wie in der klassischen Periodisierung – alle Fähigkeiten gleichzeitig trainiert, dann senkt das den Trainingserfolg und die Effektivität“, erklärte der Lehrwart. Der Körper könne sich nicht gleichzeitig an unterschiedliche Reize adaptieren, fügte er hinzu und stellte die Blockperiodisierung des Trainings als mögliche Lösung vor.
Dabei geht es um minimale Trainingsziele pro Mesozyklus (vier bis zwölf Wochen). Die Fähigkeiten der Sportler werden getrennt voneinander entwickelt und es gibt eine geringe Anzahl von Trainingsblöcken, die zwei bis vier Wochen dauern und aufeinander aufbauen. Reihen von Ausbildungsstufen formen dann den Jahreszyklus der Athleten.
Nach der theoretischen Einführung verdeutlichte Jürgen Fritzsche dann im Praxisteil an verschiedenen Beispielübungen, wie er sich einen optimalen Trainingsaufbau für Wettkämpfer vorstellt. Insbesondere mit Übungen zur Stabilisierung der Muskulatur zeigte er mancher Teilnehmerin und manchem Teilnehmer, wo es womöglich noch persönlichen Handlungsbedarf gibt.
Abschließend forderte Fritzsche von den A-Trainern/innen eine Optimierung der individuellen Trainingsplanung unter Berücksichtigung modernster Periodisierungsmöglichkeiten und den Kenntnissen der athletischen Anforderungsprofile ihrer Athleten. „Ich bin immer noch verwirrt, aber auf einem höheren Niveau“, zitierte er am Ende den Kernphysiker Enrico Fermi und hatte die Lacher einmal mehr auf seiner Seite.
Text: Detlef Hans Serowy