Prinzipien des Wado-Ryu: Erzeugung von Wucht

Wado Ryu

Der Gründer des Wado-Ryu, Hironori Otskua, war ein offiziell bestätigter Meister des Shindo-Yoshin-Ryu – ein alter Jiu-Jitsu-Stil. Somit hat Wado-Ryu seine Wurzeln auch im Jiu-Jitsu. Das ist deshalb wichtig, weil eines der Grundprinzipien des Shindo-Yoshin-Ryu in völliger Entspannung besteht.

Wobei man „völlig“ relativieren muss. Denn ist man völlig entspannt, sinkt man auf dem Boden zusammen. Es geht also darum, nur dort Spannung zu haben, wo sie wirklich gebraucht wird. Das herauszufinden ist aber nicht einfach.

Wenn man z.B. einen Hebel beim Gegner ansetzt, stellt man zwischen diesem Hebel und dem eigenen Körper eine steife Verbindung her, und die Kraft, die man auf den Hebel anwendet, stammt aus dem ganzen Körper und wird nur übertragen.

„Kraft“ ist hier im physikalischen Sinn zu verstehen, nicht als Muskelspannung, weswegen ich im Zusammenhang mit Tsuki lieber von „Wucht“ als von „Kraft“ rede, um keine falschen Assoziationen zu erzeugen.

Otsuka übertrug diesen Ansatz aufs Wado-Ryu. Die Wucht einer Technik soll aus der Bewegung des gesamten Körpers und dem Einsatz des Schwerpunktes stammen.

Dies lässt sich an zwei Beispielen verdeutlichen: Erstens Gyaku-Zuki und zweitens Mawate (d.h. die Wendung) mit Gedan-Barai.

Die Ausgangsstellung ist links vor in Gyaku-Zuki-no-Dachi und die rechte Hikite ist sehr weit zurückgezogen. Lässt man nun los, fällt der Arm entspannt parallel zum Boden, etwas nach vorne. Nun folgt eine sehr schnelle, scharfe Hüftdrehung, mit der diese Vorwärtsbewegung des Armes aufgenommen und fortgesetzt wird, so dass der Arm nach vorne geschleudert wird. Die schnelle Hüftdrehung wird dadurch erleichtert, dass man sich etwas fallen lässt, denn es ist einfacher, die Muskeln zu entspannen, wenn das Gewicht durch die Abwärtsbewegung reduziert wird. Steuert man die Fallbewegung so, dass sie auch nach vorne gerichtet ist, kann man den Schwerpunkt und damit diese Bewegungsenergie in den Tsuki einbringen.

Etwas komplexer ist der Ablauf bei der Wendung. Die Stellung ist Zenkutsu-Dachi links vor, der rechte Arm ist in Gyaku-Zuki gestreckt. Man lässt sich kontrolliert schräg nach hinten links fallen und dreht den Körper wiederum mit einer schnellen, scharfen Hüftbewegung nach rechts. Der den Gedan-Barai ausführende Arm macht keine Ausholbewegung, sondern wird nur gedreht, so dass sich der Ellbogen zum Körper hin bewegt, und bleibt ansonsten an der gleichen Stelle im Raum. Der Körper bewegt sich also zum Arm hin, berührt ihn und prellt ihn weg. In dem Moment entspannt man den Arm völlig, so dass er durch die Fliehkraft der Rotation bewegt wird. Auf diese Art wird der Gedan-Barai durch die gesamte Körperbewegung ausgeführt, und die Armmuskeln sind nur insofern beteiligt, als sie den Arm in die richtige Position lenken.

Natürlich handelt es sich hier um Kihon-Techniken zur Motorikschulung.

Es ist sehr wichtig, dass ständig die Struktur gewahrt wird, der Körper also völlig gerade bleibt, weil nur dann der Schwerpunkt erhalten und eingesetzt werden kann. Die Kontrolle des Schwerpunktes ist auch bei einem anderen Wado-Prinzip relevant, nämlich dem Tai-Sabaki, also dem Ausweichen mit häufig gleichzeitigem Konter.

Eine umfassendere Darstellung dieser Prinzipien findet sich in dem Buch The Principles of Effortless Power von Peter Ralston.

Wado-Ryu

  • Gegründet 1939 von Hironori Otsuka auf Grundlage von Shotokan und Shindo-Yoshin-Ryu
  • Wesentliche Prinzipien: Bewegung der Gliedmaßen aus dem ganzen Körper bei größtmöglicher Entspannung; möglichst kein reiner Block, sondern Ausweichen (Tai-Sabaki) mit gleichzeitigem Konter

Shindo-Yoshin-Ryu

  • Gegründet 1864
  • Wesentliche Prinzipien: Ausgefeilte Körpermechanik, natürliche Bewegungen; aktueller Großmeister Tobin Threadgill
  • Mehr Infos: www.shinyokai.com/history.php

Text: Peter Meuren

(ema)

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