Ursprünglich hatten Ingo Kalina und Olaf Meulenberg von der Karateabteilung des Turnerclub Gelsenkirchen 1874 e.V. den Landeskoordinator im Bereich Stiloffenes Karate und Referent im Ausbildungsbereich „Selbstverteidigung“, Ludwig Binder (6. Dan), lediglich zu einem „erweiterten Training“ am 21.07.2012 – zum sportlichen Ausklang der Karateabteilung in die Sommerferien – zu sich eingeladen.
Umso überraschender war es für die beiden, dass sich schon gegen 12.00 Uhr, anscheinend durch „Stille Post“, rund 40 kampfkunstbegeisterte Menschen vor der Trainingshalle in Gelsenkirchen einfanden, um sich in praktischen Anwendungen der Kampfkunst Karate zu üben.
Dabei waren Sportlerinnen und Sportler vom Aikido, Judo, Capoeira und selbstverständlich der Großteil aus dem Karate zum „fröhlichen Kämpfen“ unter dem Aspekt angewandter Selbstverteidigung aus den umliegenden Ruhrgebietsstädten angereist, wobei sogar einigen selbst die Anreise aus dem knapp 100 km entfernten Städtchen Kleve dafür nicht zu weit schien.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Ludwig wurden die Gemeinsamkeiten der diversen Kampfkünste schnell deutlich, wenn es in die so genannten „Ernstkampfsituationen“ ging.
Hierbei wurden, besonders unter Berücksichtigung des Notwehrrechts und der Verhältnismäßigkeit, diverse Ernstkampfsituationen trainiert und es floss reichlich Schweiß, während die Teilnehmer erleben durften, wie ihr persönliches Stresspotenzial in Situationen wie Würgetechniken, Bodenkampf, Schwitzkasten und der Verteidigung gegen mehrere Angreifer deutlich anstieg.
Insbesondere Distanz, Timing und die Veränderung von Ständen und Techniken gegenüber dem traditionellen Karatetraining ließ hin und wieder sogar Dan-Träger staunen.
Schließlich unterscheiden sich diese Konfrontationen doch deutlich von den klassischen Kumite-Formen und noch beträchtlicher von einer Freikampfsituation. Wobei diese Erfahrung noch dadurch gesteigert werden konnte, dass verschiedene Situationen nicht im Gi, sondern in alltagstauglicher Straßenkleidung absolviert wurden.
Dabei wurde allen Teilnehmern schnell klar, warum das Dojo im Vorfeld auch so großzügig mit Judo-Matten ausgelegt war und es wurde den Übenden schnell deutlich, dass auch Karateka mit Bodenkampfsituationen klar kommen müssen.
Auf Grund der im Vorfeld nicht absehbaren Resonanz wurde daher unkompliziert beschlossen das Trainings auf drei Stunden zu verlängern, was von allen Teilnehmern freudig aufgenommen wurde.
Selbstverständlich stand Ludwig mit seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz nicht nur in den Pausen für diverse Fragen der Übenden zur Verfügung und konnte sozusagen auch in der Theorie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufriedenstellen.
Da es anscheinend für viele Kampfkunsttreibenden einen verstärkten Bedarf an der Anwendung klassischer Karatetechniken im Rahmen der Selbstverteidigung gibt, wurde bereits vereinbart spätestens im November des Jahres einen entsprechenden Lehrgang in Gelsenkirchen zu organisieren.
Text und Foto: Olaf Meulenberg