„Karate ist mein Leben.“ – Interview mit Alexander Heimann

(EMA) Alex, du gehst bei der WM im November in Bremen für Deutschland an den Start. Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Nominierung!
Danke.
In welcher Disziplin startest du?
Ich starte im Kumite, das heißt im Freikampf, in der Klasse bis 60 kg.
Ist es ein besonderes Gefühl, dass die WM in Deutschland stattfindet?
Das ist natürlich etwas Besonderes. Es werden viele Freunde und Bekannte kommen und zuschauen. Ich bin dann dort kein Unbekannter, die Stimmung wird riesig sein. Man hat das ja bei der WM in Paris gesehen, immer wenn Franzosen gestartet sind. Die WM im eigenen Land, das ist für jeden Karateka das Größte.

Stichwort „Heimvorteil“?
Na das hoffe ich doch! Wir werden sehen (lacht)!
Was ist dein Ziel für die WM?
Ganz klar: Ich will Weltmeister werden! Ohne Frage! Ich fahre, denke ich, als Medaillenfavorit dorthin und versuche natürlich, mein Bestes zu geben. Ich will gewinnen – mit dieser Einstellung gehe ich jeden Wettkampf an, egal ob DM, EM oder WM. Alles andere wäre bei einem Leistungssportler auch fehl am Platz.
Wie gestaltet sich deine WM-Vorbereitung?
Im Moment bin ich in den Grundlagen tätig. Ich habe mir für dieses Jahr einen eigenen Personal-Trainer genommen, um wirklich optimal auf die WM vorbereitet zu sein. Dann bin ich zweimal die Woche bei meinem Heimtrainer Thomas und mache für mich noch drei Einheiten und absolviere, je nachdem, auch noch Konditionseinheiten. Das variiert wöchentlich. Nach den Grundlagen geht es demnächst an die Maximalkraft und die Schnellkraft.

Wir sind hier im Rhein Berg Karate Bergisch-Gladbach, den du gemeinsam mit deinem Vater Georg führst – was kannst du uns über deinen Verein erzählen?
Uns gibt es jetzt seit vier Jahren, wir sind also noch ein ganz frischer, ein ganz junger Verein. Von der Leistungsdichte her sind wir aber schon sehr erfolgreich. Das sieht man auch im Training. Da sind viele kleine hochmotivierte Karate-Kids, die richtig Gas geben. Wir sind alle, egal ob Trainer oder Athlet, mit dem Herz dabei, das zeichnet uns als Verein aus. Und ich hoffe, dass das noch ganz, ganz lange so bleibt.
Viel Erfolg dabei! Ihr habt ja kürzlich auch die LM der Leistungsklasse erfolgreich ausgerichtet und plant weitere Meisterschaften, daneben noch dein eigenes Training, die Vereinsarbeit – alles in allem, wieviel Zeit widmest du pro Woche dem Karate, kannst du das beziffern?
Puh (überlegt). Mindestens 30 oder 40 Stunden pro Woche! Natürlich habe ich noch, nennen wir es „am Morgen“, meinen normalen Job und von da aus geht es dann ohne Pause weiter ins Dojo. Ich habe allerdings das große Glück, dass mein Vater mein Arbeitgeber ist, das ermöglicht mir gewisse Freiheiten. So kann ich das hier leben. Der Verein, das Karate, das ist mein Leben. Das ist das, was ich tagtäglich mache, was ich lebe, 30 bis 40 Stunden pro Woche.
Hast du daneben noch Hobbies? Was ist dein Ausgleich?
Zum Ausgleich mache ich anderen Sport. Ich spiele gerne Fußball, mache überhaupt gerne Ballsportarten. Aber ich gehe auch gerne mit Freunden ins Kino oder unternehme etwas mit meiner Freundin oder – das darf man vielleicht gar nicht laut sagen mit 28 –  ich spiele auch gerne PlayStation, zum Beispiel nach der Arbeit, um wieder runterzukommen. Ansonsten habe ich meinen Fokus aber in 2014 ganz straight auf der WM.
Wie lange machst du überhaupt schon Karate?
Seit 1994. Damals bin ich durch meinen Vater zum Karate gekommen. Wie wohl jedes Kind in dem Alter habe ich mich hingesetzt, zugeschaut, einfach mal mitgemacht und bin dann dabei geblieben. Das habe ich auch meinem Vater zu verdanken, denn es gibt schon Altersklassen, in denen man lieber etwas anderes machen möchte, man hat die erste Freundin, möchte dies und das machen – und mein Vater hat mir immer gesagt: Du kannst alles machen, aber nur davor oder danach. Und für diesen „Druck“ bin ich ihm ganz dankbar, denn sonst würde ich jetzt heute hier nicht sitzen.
Was waren bisher deine größten Erfolge als Athlet?
Mein allergrößter Erfolg bisher war im letzten Jahr bei der EM, da bin ich Vize-Europameister geworden. Da habe ich es endlich ins Finale geschafft. 2008, 2011 und 2012 bin ich ja Dritter geworden, immer haarscharf am Finale vorbei. Diesmal habe ich den Einzug geschafft und habe dort leider in den letzten Sekunden verloren – aber so kann es nun mal gehen. 2008 bei meiner ersten WM wurde ich Fünfter, das war auch ein sehr cooles Gefühl. Das war in Japan, im Budokan in Tokyo, das ist eine dreistöckige Turnhalle, das war super. Aber mein allergrößter Erfolg war wirklich EM-Silber, auch weil ich vorletztes Jahr sehr stark verletzt war – ich hatte einen Schädelbruch – und mir das gezeigt hat, dass man auch danach noch auf dieser Ebene wieder durchstarten kann. Das war das Größte für mich.
Du hattest dir dieser Verletzung ja im Wettkampf zugezogen. Hast du jemals daran gedacht, aufzuhören?
Nie (schüttelt den Kopf)! Nie, nie, nie… Zu keinem Zeitpunkt. Noch im Krankenbett mit meinem Kopfverband wollte ich am liebsten gleich wieder loslegen. Sechs Wochen später stand ich wieder im Training und habe nicht mehr an die Verletzung gedacht. Bei meinem ersten Wettkampf vier Monate später habe ich sogar einen Tritt abbekommen und das  Gefühl war eigentlich das gleiche wie vorher.
Die Angst kämpft also nicht mit?
Überhaupt nicht. Komischerweise überhaupt gar nicht (schüttelt den Kopf). Dafür bin ich sehr dankbar. Ich weiß nicht, warum das so ist, woher das kommt, aber ich sage mal „danke“ in die Richtung (lacht).
Du bist wohl einfach ein Vollblut-Karateka.
Wahrscheinlich (lacht).
Als Trainer bist du ja auch sehr aktiv und erfolgreich, man sieht deine Schützlinge überall und dich oft als Coach. Was sind da bisher die größten Erfolge?
Unser erster Deutsche Meister, Tobias Schmitz, in Coburg bei der Schüler-DM. Vizemeister haben wir auch. Sportlich sind es sicher die Titel. Die kann nach nur vier Jahren nicht jeder von sich behaupten. Für mich ist aber der größte Erfolg, dass die Kinder hier im Training sind und Spaß haben, dass sie dabei bleiben und mit Herz bei der Sache sind. Das ist das größte Glück für mich. Die Erfolge des Vereins sind aber nicht nur mein Verdienst, sondern auch der von Nika Tsurtsumia, der hier auch Trainer ist und einen ganz großen Anteil daran hat.
Welche Ziele hast du für die Zukunft noch im Karate?
In allererster Linie ist das natürlich die WM dieses Jahr (grinst). Für mich persönlich als Athlet liegt darauf der Fokus und an alles andere denke ich erstmal gar nicht. Als Verein wollen wir natürlich noch wachsen. Ich möchte irgendwann davon leben, Karate zu machen. Wir wollen unseren Anbau hier fertigstellen und wenn der fertig ist, kommt bestimmt bald der nächste Traum… Wichtig ist für mich, davon leben zu können und dass ich noch viele, viele Erfolge mit meinen Athleten und für meine Athleten feiern kann.
Hast du Vorbilder im Karate oder allgemein?
Als Athlet habe ich kein konkretes Vorbild, da muss jeder seinen eigenen Stil finden. Als Mensch, als Trainer und doch schon auch als Athlet, ist mein Vorbild der Bundestrainer Thomas Nitschmann. Wenn mich einer zum Weltmeister machen kann, dann ist er das und niemand sonst. Sportlich war er sehr erfolgreich, das ist ein Anreiz für mich, mit ihm arbeiten zu dürfen. Das macht mich stolz. Auf der anderen Seite gibt es da noch meinen Vater, der mir als Vorbild fürs Leben gilt. Er hat es beruflich von ganz unten nach ganz oben geschafft und das möchte ich ihm nachmachen.
Karate ist…
…mein Leben.
Wie würdest du deinen Kampfstil beschreiben?
Ich bin ein aggressiver Kämpfer, weniger ein kühler Techniker, sondern mehr ein Kämpfer mit Herz. Meine Kämpfe gewinne ich mit Kampfgeist und Herz. Ich würde mich einfach als „Kämpfer“ beschreiben (lacht).
Hast du eine Spezialtechnik?
Nicht wirklich. Überlaufe Gyakus mache ich sehr gerne. Überhaupt mache ich gerne Fausttechniken, um das mal zu verallgemeinern. Ich bin nicht so der Beintechniker, wobei mir schon ab und zu mal ein Ura-Mawashi „rausrutscht“ (lacht), aber eher selten.
Möchtest du sonst noch etwas sagen?
Erstmal wünsche ich unserem Kader den größtmöglichen Erfolg, viel Spaß beim Training und dass wir als Team weiter so zusammenstehen. Danke an alle, die mich unterstützen, das ist ja klar. Auch an meinen Sponsor Tokaido bzw. Dax-Sports. Das war’s dann eigentlich.
Danke für das Gespräch!

ZUM VIDEO…

Interview und Foto: Eva Mona Altmann

Die nächsten Termine:

märz

30märz9:4518:00Bonner Kata-MarathonBonn Bad Godesberg, Sportpark Pennefeld

april

02apr(apr 2)16:0004(apr 4)13:00Oster Kumite CampRhein Berg Karate Bergisch Gladbach

06apr(apr 6)9:0007(apr 7)14:30AusgebuchtTrainer:innen- C – Ausbildung, Breitensport - Teil 1Duisburg, Sportschule Wedau

06apr10:0022:00Rheinland-Pfalz Open / Krokoyama CupKoblenz, CGM-Arena

13apr10:0013:00Kata-Lehrgang mit G. KarrasKöln, Sporthalle Westerwaldstraße

13apr10:0014:00Stilrichtungslehrgang KoshinkanBSC Oberhausen

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