Nachdem die 11-jährige deutsche Luise Niewerth aus Ahaus den Zeichentrickfilm “Kung Fu Panda” gesehen hatte, begann sie 2015 mit ihrem Vater und ihren Geschwistern Kampfkunst zu lernen. Im Karate-Verein Ahaus/Gronau lernte sie die Ursprungsform des modernen Karate, das Yongchun Baihe Quan (Kung-Fu im Stil des Weißen Kranichs von Yongchun) kennen, das schon der chinesische Superstar Bruce Lee trainiert hatte – und war sofort davon begeistert.
Im April 2017 nutzte Luise die Möglichkeit, mehr über diese Kampfkunst zu erfahren und reiste zum ersten Mal mit Vater, Bruder, Schwester und sechs weiteren deutschen Kampfkunst-Begeisterten nach Yongchun im Süden Chinas, an den Ursprungsort des Weißen Kranichs. Hier übte sie mit Meister Pan Chengmiao und Sohn Pan Qiongqi in der Weng Gong Ci Schule für Kampfkunst.
Dass ein elfjähriges Mädchen aus Deutschland diese traditionelle Kampfkunst erlernt und dazu sogar bereit ist, um den halben Globus zu reisen, ist auch in China etwas Besonderes. Schnell wurden die Medien auf die Familie aufmerksam und berichteten in den lokalen Zeitungen und Online-Formaten – und sogar landesweit über Xinhua, die Nachrichtenagentur der chinesischen Regierung.
Das Yongchun Baihe Quan gilt als die Wurzel aller modernen Karatestile. In China wurde die Kampfkunst mit ihrer über 300jährige Geschichte zum Nationalen Immateriellen Kulturerbe erklärt. Es gehört zu den Südlichen Shaolin-Stilen und wurde von Fang Qiniang, der Tochter des Shaolin Meisters Fang Zhong begründet. Ursprünglich wurde es “Yongchun-Kampfkunst” genannt, da der Name des Entstehungsorts übernommen wurde.
Seit einigen Jahren kommen Karateka auf der Suche nach dem Ursprung ihrer Kampfkunst aus vielen Teilen der Welt nach Yongchun. Die Mitglieder des Karate Vereins Ahaus/Gronau waren dieses Jahr bereits zum 10. Mal mit ihren Schülern dort. Hier lernen sie die ursprünglichen Formen und die traditionelle Kunst kennen. Unterrichtet werden sie von Pan Chengmiao und Pan Qiongqi die gemeinsam mit drei weiteren Meistern von der Regierung des Landes beauftragt wurden den “Weißen Kranich von Yongchun” als Kulturerbe zu bewahren und ihr Wissen an alle Fan dieser Kampfkunst weiter zu geben.
Text und Foto: Dieter van Acken
