Kleine Regelkunde – Teil II: Kumite

Der KDNW e.V. ist gleichermaßen ein Dachverband sowohl für Leistungs- als auch für reine Breitensportler/innen. Während erstere naturgemäß das Regelwerk mindestens in den Grundzügen kennen, ist es für letztere oftmals ein Buch mit sieben Siegeln.

Unsere zweiteilige Serie „Kleine Regelkunde“ soll anlässlich der im November 2014 in Deutschland stattfindenden WM etwas Licht ins Dunkel bringen und Karateka aller Couleur sowie interessierten Laien die wichtigsten Basics der aktuell geltenden Wettkampfregeln Kata und Kumite vermitteln. Während sich der erste Teil in der vorangegangenen Ausgabe (Karate Aktuell 2/2014) mit allgemeinen Bestimmungen und der Disziplin Kata befasste, wenden wir uns im zweiten und letzten Tei nun der Disziplin Kumite zu.

Zielregionen:
Es gibt sieben zulässige Zielregionen:
Kopf, Gesicht, Hals, Bauch, Brust, Rücken, Seite.

Wertungskriterien:
Wird eine Technik zu einer der sieben Zielregionen ausgeführt, muss sie sechs Wertungskriterien erfüllen, um zu punkten:
1. Gute Form (eine gut ausgeführte Technik, effektiv innerhalb traditioneller Karatebegriffe)
2. Korrekte Haltung (keine böswillige Haltung, Konzentration ohne schlechte Absichten)
3. Kraftvolle Ausführung
4. Zanshin (Wachsamkeit und Konzentration vor, während und nach der Technik)
5. Gutes Timing    (dann ausführen, wenn die Technik möglichst effektiv ist)                       
6. Korrekte Distanz (bei Senioren zwischen 5 cm und kontrollierter Berührung je nach Zielregion; bei Kindern, Schülern, Jugend, Junioren zum Kopf bzw. zur Gesichtsmaske keine Berührung mit der Faust, mit dem Fuß nur leichte Berührung)

Wertungen:
Yuko (ein Punkt) wird erteilt für Tsuki und Uchi.
Wazaari (zwei Punkte) wird erteilt für Chudan-Fußtechniken.
Ippon (drei Punkte) wird erteilt für Jodan-Fußtechniken und Techniken am Gegner, der sich mit dem Oberkörper am Boden befindet (nach Wurf, Fall o.ä.).

Verbotenes Verhalten:
Es gibt zwei voneinander unabhängige Kategorien von verbotenem Verhalten, in denen sich Verwarnungen / Strafen auch nicht über Kreuz addieren.

Kategorie 1:
1. Techniken mit massivem Kontakt ohne Rücksicht auf die Zielregion / Kontakt zur Kehle
2. Angriffe auf Arme, Beine, Leiste, Gelenke oder Spann
3. Angriffe zum Gesicht mit offenen Handtechniken
4. Gefährliche oder verbotene Wurftechniken (Würfe über Hüfthöhe, Fassen unterhalb der Taille, Selbstopferungswürfe; erlaubt sind konventionelle Karate-Würfe und -Feger)
Das Level der Verwarnung oder Strafe richtet sich nach dem Grad der Beeinträchtigung der Siegchancen durch das Foul.

Kategorie 2:
1. Vortäuschen oder Übertreiben einer Verletzung (min. direkt Hansoku-Chui)
2. Verlassen der Kampffläche (Jogai) (in den letzten 10 Sekunden direkt Hansoku-Chui)
3. Selbstgefährdung oder Fehlen adäquater Maßnahmen zur Selbstverteidigung (Mubobi). Nur bei Treffer oder Verletzung zu ahnden.
4. Kampfvermeiden (in den letzten 10 Sekunden direkt Hansoku-Chui)
5. Fassen, Klammern, Ziehen, Drücken,  Brust-an-Brust-Stehen ohne den Versuch innerhalb von 2 Sekunden eine Technik oder einen Wurf auszuführen (in den 3letzten 10 Sekunden direkt Hansoku-Chui)
6. Unkontrollierte Angriffe (wenn sie nicht treffen)
7. Vorgetäuschte Angriffe mit dem Kopf, Knie oder Ellenbogen
8. Sprechen, Missachten der Befehle des Kampfrichters, Verletzungen der Etikette
9. Passivität

Verwarnungen und Strafen:
Es gibt verschiedene Level von Verwarnungen und Strafen, mit denen verbotenes Verhalten geahndet wird.

4Chukoku (Verwarnung): Wird bei geringen Vergehen bzw. bei der ersten geringeren Regelverletzung ausgesprochen. Die Möglichkeit zu gewinnen wurde durch das Foul des Gegners nicht beeinträchtigt!

Keikoku (Verwarnung): Wird bei geringeren Verstößen erteilt, nachdem bereits Chukoku ausgesprochen wurde. Keikoku kann direkt erteilt werden, wenn die Möglichkeit zu gewinnen durch das Foul leicht beeinträchtigt wurde.

Hansoku-Chui (Verwarnung):  Wird für Regelverstöße gegeben, wenn bereits Keikoku erteilt wurde. Hansoku-Chui kann auch direkt erteilt werden für schwerere Regelverstöße, bei denen die Gewinnchancen des Gegners durch das Foul ernsthaft beeinträchtigt wurden.

Hansoku (Strafe): Bei Hansoku wird der Kämpfer disqualifiziert. Hansoku wird für kumulative Strafen erteilt, kann aber auch bei schwerwiegenden Regelverletzungen direkt ausgesprochen werden, wenn die Gewinnchancen des Gegners durch das Foul auf Null reduziert sind.

Shikkaku (Strafe): Disqualifikation vom gesamten Turnier, einer Meisterschaft oder längere Sperre. Die Grenzen des Shikkaku werden von der Kampfrichterkommission bestimmt. Wird erteilt bei böswilligem Verhalten und Benehmen, das dem Prestige oder der Ehre des Karate-Do schaden. Wird öffentlich verkündet.

Zehn-Sekunden-Regel:
Ein Kämpfer, der fällt, geworfen oder niedergeschlagen wird und nicht innerhalb von zehn Sekunden wieder ganz auf die Beine kommt, wird für kampfunfähig erklärt und aus dem gesamten Kumite-Wettkampf des Turniers zurückgezogen. Der Referee signalisiert dem Zeitnehmer die Zehn-Sekunden-Uhr zu starten, indem er pfeift, den Arm hebt und den Arzt ruft. Der Zeitnehmer stoppt die Zeit, wenn er den Arm erneut hebt. Immer, wenn die Zehn-Sekunden-Uhr gestartet wurde, muss der Arzt den Wettkämpfer untersuchen. Sind die zehn Sekunden abgelaufen, ohne dass der Kämpfer wieder sicher steht, muss der Kampf durch Hansoku, Kiken oder Shikkaku entschieden werden, je nach Situation.

Kampfzeit:
Herren: 3 Minuten (Medaillenkämpfe Einzel: 4 Minuten)

Damen: 2 Minuten (Medaillenkämpfe Einzel: 3 Minuten)

U21 Herren: 3 Minuten

U21 Damen: 2 Minuten

Jugend und Junioren: 2 Minuten

Kinder, Schüler: 1,5 Minuten

Die Kampfzeit wird jedes Mal gestoppt, wenn der Kampf durch den Referee unterbrochen wird. Zehn Sekunden vor Ablauf der Kampfzeit ertönt ein Signal („Atoshi Baraku“).

Kampfgericht:
Das Kampfgericht im Kumite besteht aus einem Referee (Hauptkampfrichter) und vier Judges (Seitenkampfrichter) sowie einem Match Supervisor (Obmann).

Referee: Er leitet den Kampf und gibt alle Kommandos. Um Wertungen oder Verwarnungen und Strafen erteilen zu können, braucht er immer die entsprechenden Signale von mindestens zwei Judges.

Judges: Sie sitzen an den vier Ecken der Kampffläche und haben jeweils eine rote und eine blaue Flagge, mit denen sie anzeigen, wenn sie eine Wertung oder ein verbotenes Verhalten beobachten.

Match Supervisor: Er überwacht die regelkonforme Durchführung des Kampfes durch das übrige Kampfgericht und gibt kein eigenes Urteil ab.

Entscheidung:
Sieger/in ist, wer nach Ablauf der Kampfzeit mehr Punkte hat oder wer eine klare Führung von acht Punkten erzielt. Man entscheidet den Kampf außerdem für sich, wenn der Gegner disqualifiziert wird (Hansoku oder Shikkaku) oder den Kampf aufgibt / aufgeben muss (Kiken). Endet ein Kampf im Einzelwettbewerb unentschieden, so erfolgt ein Kampfrichterentscheid (Hantei), bei dem die vier Judges und der Referee jeweils eine Stimme haben, um zu entscheiden, wer besser gekämpft hat und demnach Sieger sein soll.

5Team-Wettkämpfe:
In der Disziplin Kumite-Team besteht ein Team bei den Herren aus fünf Kämpfern (plus zwei Ersatzkämpfer) und bei den Damen aus drei Kämpferinnen (plus eine Ersatzkämpferin). Das Team, was die erforderliche Anzahl an Siegen erringt (Herren: 3, Damen: 2), gewinnt die gesamte Begegnung. Im Team-Wettkampf können die einzelnen Kämpfe der Begegnung auch unentschieden enden. Erzielen beide Teams die gleiche Anzahl an Siegen, siegt das Team, welches in allen Kämpfen der Begegnung zusammen mehr Punkte erzielt hat. Sollte auch dies gleich ausfallen, muss ein Entscheidungskampf stattfinden, der zugleich die ganze Team-Begegnung entscheidet und in dem, falls er unentschieden endet, ein Hantei (Kampfrichterentscheid) wie im Einzel durchgeführt wird, um den Sieger zu ermitteln.

Schützer:
Gekämpft wird mit Faust-, Fuß- und Schienbeinschonern in rot bzw. blau. Auch ein Zahnschutz ist Pflicht, ebenso wie der WKF-Körperschutz und für Damen zusätzlich der Brustschutz. Ein Tiefschutz ist nicht Pflicht. Die Altersklasse Cadets/Jugend trägt außerdem die WKF-Gesichtsmaske.

Text: Eva Mona Altmann und Uwe Portugall
Abbildungen: WKF

Grundlage dieser Regelkunde ist das Regelwerk der World Karate Federation (Revision 8.0, effective from 1.1.2013). Auf Bundesebene gelten in einzelnen Punkten Sonder- bzw. Übergangsregelungen. Auch auf Landes- und Bezirksebene sowie insbesondere bei Privatturnieren sind Abweichungen möglich, z.B. die Anwendung des so genannten „Spiegelsystems“ im Kumite, die Einrichtung zusätzlicher Alters- und Leistungsgruppen usw. Hier vewendete Formulierungen sind sinngemäß oder wörtlich aus dem DKV-Regelwerk (Überarbeitete Fassung 8.0, gültig ab 1.1.2013) entnommen.

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Die nächsten Termine:

juli

18jul(jul 18)10:0029(jul 29)18:00AusgebuchtFerienfreizeit für Kids von 12 bis 17 JahrenKroatien, Campingplatz Kozarica

23jul19:0020:30Ferientraining SOKNeuss, Turnhalle Gesamtschule Nordstadt

25jul19:0020:30Ferientraining SOKNeuss, Turnhalle Gesamtschule Nordstadt

30jul19:0020:30Ferientraining SOKNeuss, Turnhalle Gesamtschule Nordstadt

august

01aug19:0020:30Ferientraining SOKNeuss, Turnhalle Gesamtschule Nordstadt

06aug19:0020:30Ferientraining SOKNeuss, Turnhalle Gesamtschule Nordstadt

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