Interview mit Bundes- und Landestrainer Thomas Nitschmann: “Meine Arbeitsweise ist fordernd.”

Hallo Thomas, du bist gerade aus Istanbul zurückgekehrt. Wie hast du das erste WKF-Turnier nach einem Jahr Corona-Pause erlebt? Wie hast du die Schutzmaßnahmen empfunden?
Natürlich habe ich diesen Wettkampf im Vorfeld sehr kritisch gesehen, da die Gefahr einer Infektion und die damit verbundene Quarantäne im Ausland immer präsent ist. Dennoch habe ich das Turnier auch sehr genossen, da ein ganzes Jahr ohne Wettkämpfe auf hohem Niveau und Herausforderungen einfach unbefriedigend war. Jetzt, da wir wieder alle gesund zu Hause sind und die Meisterschaft erfolgreich verlief, bin ich natürlich erleichtert und zufrieden. Die Schutzmaßnahmen und die täglichen Testungen werden uns jetzt auf allen Turnieren begleiten, dennoch gibt es nach diesem Event noch Verbesserungspotenzial.

Für Team Deutschland waren zwei Sportlerinnen aus NRW aufgestellt: Shara Hubrich sicherte sich die Silbermedaille, Jana Messerschmidt ist in der ersten Runde ausgeschieden. Wie bewertest du die Leistungen der beiden, auch in Hinblick auf die Olympiaqualifikation?
Ich mache mir keine Sorgen, was die Olympiaqualifikation für Jana und Shara angeht, denn unsere Damen sind aktuell in Topform. Auch wenn Jana ihren ersten Kampf verloren hat, mache ich mir keine Gedanken, denn Janas Wille, sich zu qualifizieren, ist bemerkenswert. Shara hat ein super Turnier gekämpft und in ihr schlummert noch weitaus mehr Potenzial. Leider kann nur eine von den beiden nach Tokyo – aber eine wird fahren!

Wie war insgesamt das Niveau der Wettkämpfe? Welche Rolle spielen dabei die eingeschränkten Trainingsbedingungen und die Schutzmaßnahmen beim Wettkampf? Gab es signifikante Unterschiede zwischen den Nationen oder war alles wie immer?
Die Trainingsbedingungen und die Schutzmaßnahmen hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Kämpfe und auf das Niveau. Die Leistungen waren eigentlich wie vor einem Jahr, nur bei einigen wenigen waren Konditionsmängel zu beobachten. Alle Sportler*innen haben sich von den Schutzmaßnahmen nicht ablenken lassen und sich professionell verhalten.

Was beobachtest du – wie hat Corona das Karate verändert? Welche Entwicklungen prognostizierst du für die Zukunft?
Was die Leistungsklasse angeht, so kann man zu dieser Zeit keine Veränderungen feststellen. Im Ausland und auch hier bei uns durften Kaderathletinnen eigentlich normal weiter trainieren. Ich denke aber, wir werden einen Einbruch an Leistung und Teilnehmer*innen in der nahen Zukunft in einigen Altersklassen erleben. Hier wird es schwer werden, diese Lücke zu füllen – aber wir sind nicht der einzige Sportverband, der mit diesem Problem konfrontiert wird. Ich bin jedoch zuversichtlich: Wenn es wieder zur Normalität kommt, wird es einen großen Bedarf und viel Verlangen nach Sport mit Menschen geben. Darauf sollten wir vorbereitet sein und ein gutes Marketingkonzept haben.

Dein Dojo, der USC Duisburg, war Gastgeber des ersten digitalen KDNW-Tages im Januar. Wie stehst du persönlich zum Online-Training?
Online-Training ist zu dieser Zeit leider die einzige Möglichkeit, gemeinsam Sport zu treiben. Auch wenn jeder alleine in seinem Wohnzimmer trainiert, hat man das Gefühl der Gemeinsamkeit. Wir alle benötigen diese Gemeinschaft und daher ist die Möglichkeit des Online-Trainings ein Muss für unsere Mitglieder. Aber ich sehne mich danach, wieder mit meinen Mitgliedern in der Gruppe zu stehen!

Thomas Nitschmann

Du bist nicht nur Bundestrainer – Mitte Januar wurdest du zum neuen Landestrainer für die Herren u18, u21 und Leistungsklasse berufen. Herzlichen Glückwunsch! Wie sieht deine Agenda aus? Welche Ziele hast du dir und den Sportlern kurz-, mittel- und langfristig gesetzt? Wie würdest du deine Arbeitweise charakterisieren?
Erst einmal werde ich die gute Arbeit, die Alexander Heimann geleistet hat, fortführen! Ich bin Nordrhein-Westfale und werde es auch immer sein, daher sind meine Ziele klar gesteckt: In der Länderwertung kontinuierlich oben stehen und die Deutsche Nationalmannschaft mit tollen Talenten bestücken. Meine Arbeitsweise ist fordernd und ich erwarte ein klares Bekenntnis zum Leistungssport! Zusätzlich muss die Zusammenarbeit mit den Heimtrainer*innen intensiviert werden, denn ohne diese sind Leistungssport und Erfolge unmöglich!

Gibt es sonst noch etwas, das du sagen möchtest?
Alle Kaderathle*tinnen der Leistungsklasse, u21 und u18 gebe ich die Möglichkeit, im Bundesleistungszentrum USC Duisburg zu trainieren. Kurze Anfrage über
info@karate-duisburg.de und Trainingstermine werden dann vereinbart.

Danke für das Gespräch.

Das Interview fand digital statt.
Interview: Eva Mona Altmann
Foto: USC Duisburg
(ema)

Die nächsten Termine:

april

27apr10:0014:00Prüfer:innenlehrgang Wado-RyuDüsseldorf, Turnhalle Brehmschule

28apr10:0018:00Landesmeisterschaft Jugend, Junior:innen, u21Oberhausen, Willi Jürissen Halle

mai

04mai10:0022:00Cologne OpenKöln, Gesamtschule Stresemannstraße

10mai(mai 10)19:3011(mai 11)7:30Krefelder Kata-NachtKrefeld-Zentrum

11mai16:3017:30Mitgliederversammlung der Stilrichtung GOJU-Ryu im KDNWKamen, Schulzentrum, Halle 2, erstes Drittel

18mai10:0014:00SOK-Lehrgangsreihe SelbstverteidigungBottrop, Grundschule Schürmannstraße, Zugang über Straße Lichtenhorst

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